Sind unsere Lebensmittel Krankmacher oder die Medizin von morgen? Mit dieser zugespitzten Frage beschäftigte sich das von der Cemit ins Leben gerufene Bildungsprojekt "Klasse!Forschung" im Zuge eines Projekttages am 19.05.2015 im BORG Innsbruck. Mit dem von der FFG geförderten Projekt wecken die Universität Innsbruck, Medizinische Universität Innsbruck und MCI gemeinsam mit den Unternehmen "Tyroler Glückspilze" (Mushroom Production Center GmbH) und Hörtnagl Interesse für angewandte Forschung – in diesem Fall im Bereich Lebensmittel.
Durch den Nachmittag führte der bekannte "Radio Tirol Nahaufnahme" Moderator Rainer Perle. Lehrer, Schüler und Eltern füllten den Saal bis zum letzten Platz und tauchten, durch Vorträge sowie eine eigens von der Tyrolia bereitgestellte Bücherausstellung zum Thema Lebensmittel, immer tiefer in das Thema gesunde Ernährung ein. In der Pause stürmten alle Anwesenden das dem Motto gerechte Buffet und konnten sich davon überzeugen, dass auch ursprüngliche und regionale Lebensmittel richtig lecker schmecken. Spätestens bei der anschließenden Podiumsdiskussion mit Experten aus Lebensmittelrecht (Dr. Albin Larcher – Vizepräsident des Verwaltungsgerichtshofs), -technik (Dr. Birgit Wild – Privatuniversität UMIT), -produktion (Lorin von Longo Liebenstein – Mushroom Production Center GmbH ) und Medizin (Univ.-Doz. Dr. Maximilian Ledochowski) blieben keine Fragen mehr offen. Bis auf eine: „Was sollen wir überhaupt noch essen? Was ist gesund?“ Bei dieser Frage schieden sich die Geister der Diskutanten. Mit der Aussage: „Ernährung ist ein Kompromiss zwischen verhungern auf der einen und vergiften auf der anderen Seite! Es gibt keine gesunden Nahrungsmittel!“ entfachte Dr. Ledochowski eine kontroverse Debatte.
Schon während seines Vortrags „Krank durch gesunde Lebensmittel“ spaltete und faszinierte Ledochowski die Teilnehmer. Er eröffnete einen tiefen Einblick in das Thema der Nahrungsmittelunverträglichkeiten, woher sie kommen und warum immer mehr Menschen darunter leiden. „Numerisch gesehen, bestehen wir zu 99 % aus Bakterien, und mehrere Billionen davon befinden sich in unserem Dickdarm“, erklärte er dem verblüfften Publikum. Darmerkrankungen können eine Vielzahl von Symptomen und Folgeerkrankungen mit sich bringen. Eine davon ist die Milchzucker-Unverträglichkeit, von der 3/4 der Menschheit betroffen sind. In vielen Regionen der Erde ist es sogar der Normalfall, Laktose-intolerant zu sein, Mittel- und Nordeuropa bildet hierbei eine Ausnahme. Eine solche unentdeckte Intoleranz kann zu verschiedensten Beschwerden führen, wie zum Beispiel Schwindel, Kopfschmerzen, Bauchweh oder ähnliches. Dadurch kommt es in vielen Fällen dazu, dass ernsthafte Erkrankungen als psychosomatisch abgetan werden. Doch nicht nur ein Umdenken der Ärzte wird von Dr. Ledochowski verlangt, er möchte auch mit schon längst überholten Ernährungsmythen aufräumen. „Fast alles, was über Lebensmittel gelehrt wird, ist falsch!“ warnt der Ernährungsmediziner. Er ermahnte besonders die Schüler, “Vermitteltes Wissen nur dann zu glauben, wenn man es versteht, und nicht nur, weil es einem vorgekaut wird. Vertrauen in das eigene Bauchgefühl, ist der einzige Weg zu einer gesunden Ernährung!“
Nun wollten es die Schüler genau wissen, und diskutierten während der gesamten Podiumsdiskussion, gemeinsam mit den Experten, über den besten Weg für eine gesunde Ernährung. Am Ende der Veranstaltung waren sich jedoch alle in einem Punkt einig: Vor allem regionale und saisonale Produkte können die Grundpfeiler einer gesunden Kost bilden.
?"Klasse!Forschung" ist seit kurzem nicht nur ein FFG-gefördertes Projekt, sondern auch ein Verein, der alle bisherigen Aktivitäten zu verschiedenen Themenschwerpunkten zusammen- und fortführt. Mittels verschiedenster Angebote und Projekte, in Zusammenarbeit mit Schulen, Firmen und Universitäten, sollen junge Menschen für Themen der Forschung und Wissenschaft begeistert werden. Kommendes Schuljahr gibt es Workshops und Veranstaltungen rund um das Thema „Chemie im Brot“ in Unterstützung mit der Bäckerei Therese Mölk. Schüler können dadurch in unterschiedliche Bereiche der Ernährungswissenschaften und Lebensmittelindustrie hineinschnuppern und möglicherweise ungeahnte Interessen oder Talente entdecken.
Sabrina Obwegeser
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