Lehrerfortbildung: "Unser Essen unter der Lupe"

Lehrerfortbildung im Projekt Klasse Forschung!

Schon zu Zeiten von Hippokrates galt: „Deine Nahrungsmittel sollen deine Heilmittel sein.“ Doch dieser Ratschlag aus der Antike ist heutzutage immer schwieriger zu befolgen. Lebensmittelskandale und Unverträglichkeiten einzelner Inhaltsstoffe lassen das Vertrauen in die Qualität der Esswaren sinken.  Zudem verwirren die Verpackungsangaben oft mehr, als dass sie Klarheit schaffen. Wie gesund sind unsere Lebensmittel und was enthalten sie wirklich? Im Zuge des Bildungsprojekts "Klasse Forschung!" erfahren Tiroler Schüler, mit welchen wissenschaftlichen Methoden regionale Lebensmittelhersteller die Qualität ihrer Produkte gewährleisten und wie gemeinsame Forschung mit Tiroler Hochschulen zu gesunder Ernährung beiträgt. Unternehmen und Forschungseinrichtungen engagieren sich gemeinsam für die Bildung der heranwachsenden Generation und die  Förderung zukünftiger Wissenschaftler. Die Innsbrucker Firma Cemit koordiniert das Projekt "Klasse Forschung!", an dem die  AGES – Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, das MCI – Management Center Innsbruck, die Medizinische Universität Innsbruck, die Universität Innsbruck sowie die Unternehmen A. Hörtnagl GmbH und die Tyroler Glückspilze  (Mushroom Produktion Center GmbH) teilnehmen.

 

Begleitend zu diversen Schüleraktivitäten organisiert Cemit in "Klasse Forschung!" Lehrerfortbildungen mit thematischem Bezug, die in das Fortbildungsprogramm der Pädagogischen Hochschule Tirol (PHT) integriert werden und so allen Pädagogen in Tirol zur Verfügung stehen. Den Start machte die Veranstaltung "Unser Essen unter der Lupe" am 16.09.2014. In interessanten und unterhaltsamen Vorträgen erfuhren die Teilnehmer mehr über das Thema „Zusammensetzung und Inhaltsstoffe unserer Lebensmittel“ und über die Inhalte der geplanten Schüler-Workshops.

 

Lebensmittelkennzeichnung – „Anleitung zum kritischen Einkaufen“ (Dr. Sonja Masselter, Institutsleiterin AGES – Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit)

 

„In keiner anderen Industrie ist das Bedürfnis nach Transparenz größer als bei Lebensmitteln.“ Aus diesem Zitat spricht Erfahrung, stammt es doch vom weltgrößten Lebensmittelkonzern Nestlé. Doch den Verbraucher umfassend zu informieren ohne ihn zu überfordern ist eine komplexe Herausforderung. Die AGES ist seit 2002 für alle Lebensmittelkontrollen in ganz Österreich zuständig. Ihre Aufgabe ist, die Konsumenten vor Täuschung oder gesundheitsschädlichen Lebensmitteln zu schützen. Hierfür spielt eine exakte Lebensmittelkennzeichnung eine entscheidende Rolle. Neben Inhaltsstoffen und Zutaten müssen Nährwert, Herkunft und Herstellungsprozess auf jeder Verpackung in Österreich vermerkt sein. Doch für den Kunden im Supermarkt ist es ohne Basiswissen kaum möglich, aus der Vielzahl von Angaben die für ihn und seine Gesundheit entscheidenden herauszufiltern. „Gerade deshalb ist es von größter Bedeutung den Kindern schon früh und auf interessante Weise Kenntnisse über Lebensmittel zu vermitteln. Mit offenen Augen durch die Regale gehen, genau lesen und alle Kennzeichnungen mit etwas Skepsis betrachten, dann steht dem perfekten Einkauf nichts mehr im Weg“, riet Frau Dr. Masselter zum Abschluss.

 

Smell and Taste of Life – Wahrnehmung von Geschmack und Geruch bei Lebensmitteln (Univ.-Prof. Dr. Florian Überall, Medizinische Universität Innsbruck, Division für Medizinische Biochemie)

 

20 Jahre war Dr. Florian Überall in der Krebsforschung tätig und fragte sich schon damals: „Was macht Menschen krank? Und was hilft ihnen gesund zu bleiben?“ Die richtige Ernährungsweise spielte schon immer eine grundlegende Rolle. Doch wie konnten die Menschen in grauer Vorzeit wissen, welche Nahrung ihnen gut tut und welche nicht – und das völlig ohne Verpackungsangaben? Über den mündlich weitergegebenen Erfahrungsschatz und über die von Kindesbeinen an sensibilisierte Wahrnehmung von Geruch und Geschmack! Um letzteres zu verdeutlichen, fragte Dr. Überall die Zuhörer „Riechen wir gleich gut oder besser als Ötzi zu seiner Zeit?“ und amüsierte sie mit einem Wortspiel: „Wir stinken weniger, aber besser riechen? Eher nicht!“ Unsere Geschmacks- und Geruchssinneszellen reagieren ab bestimmten Schwellenwerten von chemischen Substanzen und leiten Nervenreize ans Gehirn weiter. Dadurch können wir Gerüche und Geschmäcker erkennen. Diese Wahrnehmung sollte früh und bewusst geschult werden, denn heute wie zu Ötzis Zeiten verraten uns unsere Sinne viel über die Bekömmlichkeit unserer Nahrung. Und ein gutes Wissen über unsere Lebensmittel brauchen wir heute genauso dringend wie früher.  „Unsere Gesellschaft ist aufgeklärt? Den meisten Menschen ist nicht einmal klar, was in einem Supermarkt biologisch wertvoll ist“, erklärte Dr. Überall. Das Projekt „Klasse Forschung!“ gibt die Möglichkeit, in allen Altersklassen aufzuklären, zu informieren und dadurch eine gesündere Generation junger Erwachsener heranzuziehen.

 

Zucker in aller Munde – Funktionen von Zucker in Lebensmitteln (FH-Prof Dr. Katrin Bach, MCI – Management Center Innsbruck, Leiterin Lebensmittel- und Rohstofftechnologie)

 

Hat Zucker auch etwas Gutes? Die negativen Eigenschaften sind uns alle bekannt. Ein hoher Zuckerkonsum macht uns dick und fördert die Entstehung lebensbedrohlicher Krankheiten. Zuckerhaltige Getränke tragen dazu bei. In Österreich allerdings scheint zumindest der Saftkonsum zurückzugehen. Jedenfalls fiel der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch laut Branchenreport 2012 von 35 Liter im Jahr 2010 auf 31 Liter im Jahr 2011. „Das könnte natürlich auch einfach am guten Tiroler Wasser liegen“, schmunzelte Frau Dr. Bach. Doch Zucker ist nicht grundsätzlich „böse“. Dieses Wissen soll den Schülern im Workshop „Zucker und Getränketechnologie“ des MCI nähergebracht werden. Einerseits wird Zucker in der Lebensmitteltechnologie wegen seiner physikalischen Eigenschaften verwendet. Zucker besitzt bekanntlich die Fähigkeit zu gelieren - das kennt man vom Marmeladekochen – und kann Nahrungsmittel auf natürliche Weise färben. Andererseits erfüllt Glukose in unserem Körper auch lebenswichtige Aufgaben als Energielieferant und –speicher sowie zur Aufrechterhaltung unserer intra- und extrazellulären Kommunikationssysteme. Somit gilt für Zucker die alte Weisheit von Paracelsus: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift, allein die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift ist.“

 

Die Veranstaltung war geprägt von regem Interesse und der aktiven Beteiligung der zahlreichen Teilnehmer. „Es ist so spannend, weil es ein Thema ist, das uns alle betrifft“, resümierte Andreas Bellony, der selbst schon <link http: www.oncotyrol.at sonstige-seiten news oncotyrol-projekt-science-inspires _blank>Schülerworkshops der Cemit leitete.

 

Sabrina Obwegeser

 

Weiterführende Informationen und Links:

 

Tirol TV Beitragüber Forschung an flüchtigen organischen Stoffen, die auch Teil von "Klasse Forschung!" ist: Prof. Dr. Überall <link http: vimeo.com _blank>vimeo.com/106502284

 

 

Präsentationen der Vortragenden:

 

<link file:79 vortrag mci klasse forschung>Vortrag_AGES_KlasseForschung!
Vortrag_MCI_KlasseForschung!
Vortrag_MUI_KlasseForschung!

 

(16.09.2014)